„Sperrmüll“ von Carnival Kid

Mit „Sperrmüll“ legt Carnival Kid eine Single vor, die leiser spricht als die Welt schreit – und genau darin liegt ihre Kraft. Es ist der dritte Vorbote seines kommenden Albums „Bordstein“, und gleichzeitig ein emotionales Fenster in die Seelenräume des Altwerdens. Der Song beschreibt mit feinem Blick einen Mann, der nach dem Tod seiner Frau Halt in kleinen Ritualen findet: Er trägt das gleiche Hemd, isst zwei Brötchen und lässt den Hund mit im Bett schlafen. Es ist kein Drama, sondern tiefe, unaufdringliche Poesie.
Die Lyrics vermeiden jede Sentimentalität und fangen dennoch auf berührende Weise ein, wie Erinnerungen in Dingen weiterleben – sei es in einer alten Lampe auf dem Sperrmüll oder einem unbenutzten Tablet. Carnival Kid gelingt es, die Tragik nicht zu inszenieren, sondern zu verstehen. Melancholie wird hier nicht zelebriert, sondern geerdet.
„Sperrmüll“ ist ein Song wie ein leerer Stuhl am Küchentisch: Er spricht nicht laut, aber man hört ihn deutlich. Ein Stück Musik, das nicht aufhört zu wirken, wenn es zu Ende ist. Ein stilles Denkmal für die Würde im Rückzug.

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